Die SPD in Schwandorf zwischen 1918 und 1933
Nach Verkündigung der Revolution am 10. November 1918 wurde in Schwandorf der Arbeiter- und Soldatenrat gebildet, dessen Hauptaufgabe es war, in einer Zeit des verfassungslosen Zustandes, der wirtschaftlichen Notlage der Bevölkerung und der erforderlichen Demobilisierung der Truppen Sicherheit und Ordnung sowie die Versorgung der Bürger zu gewährleisten. Ihm gehörten die Sozialdemokraten Johann Walbrunn (Vorstand), Hans Stich, Michael Bollwein, Josef Bruckner, Josef Bauer, Xaver Brandl und Georg Brunold an.
Die ersten öffentlichen Versammlungen des SPD-Ortsvereins am 29.12.1918 und am 04.01.1919 standen ganz im Zeichen der Wahlen zur Nationalversammlung und zum Landtag. Bei der Wahl zum Landtag am 13. Januar 1919, bei der erstmals auch Frauen vom Wahlrecht gebrauch machen durften, wurden die Sozialdemokraten Wahlsieger in Schwandorf.
Auch bei den Wahlen zum Schwandorfer Stadtrat konnte die SPD mit 8 Mandaten einen großen Erfolg erringen.
Der ersten SPD-Stadtratsfraktion gehörten an:
Rudolf Söllner
Johann Lehner
Fritz Geisler
Josef Stettner
Josef Wankerl
Dr. Hans Reichard
Michael Bollwein
Mit der Wahl von Maria Sichler stellte die SPD die erste Frau im Stadtrat und damit die erste politische Mandatsträgerin in Schwandorf überhaupt. Damit sind die Sozialdemokraten auch auf kommunalpolitscher Ebene zur mittragenden Kraft geworden. Am 17. Juni 1919 fand die erste Stadtratssitzung statt.
Nach dem Tod von Johann Walbrunn im Oktober 1920 übernahm nun Fritz Geisler den Vorsitz des SPD-Ortsvereins Schwandorf. Unter seiner Führung gelang es , den Ortverein der SPD zahlenmäßig zu vergrößern. Im Juli 1921 verzeichnete die Partei in Schwandorf 105 Neuaufnahmen. Dazu kamen noch 50 neue Mitglieder aus Fronberg, welche auf die Gründung eines eigenen Ortsvereins verzichteten.
Organisatorischer Ausbau der Arbeiterbewegung:
In der Stadtratsitzung am 07.01.1924 wurde der Genosse und Stadtrat Anton Richter zum 3.Bürgermeister gewählt. Er war damit der erste Sozialdemokrat in Schwandorf, der die Funktion des Bürgermeisters ausübte. Es gab aber auch herbe Rückschläge für die Sozialdemokraten in diesem Jahr. Bei den Kommunalwahlen im Dezember 1924 mussten sie den Verlust von 4 Mandaten hinnehmen. Mit Fritz Geisler, Josef Wankerl, Anton Richter und Josef Geyer hatte die SPD-Fraktion nur mehr vier Stadträte und konnte bei einer absoluten Mehrheit der Bayerischen Volkspartei auch keinen Bürgermeister mehr stellen.
Bei den wichtigen Reichstagswahlen 1928 gelang es den Sozialdemokraten in Schwandorf wieder einen großen Erfolg zu erringen. Sie konnten gegenüber 1924 ihr Ergebnis fast verdoppeln. Dieser Erfolg beflügelte auch für die Kommunalwahlen 1929. Mit dem Gewinn von 7 Stadtratsmandaten gelang es, den 1924 erlittenen Rückschlag fast wieder wettzumachen und mit dem Genossen Fritz Geisler als 3.Bürgermeister der Stadt dieses Amt erneut zu besetzen.
Als Stadtrat und Vorsitzender der SPD-Fraktion von 1919 bis 1933 sowie als 3.Bürgermeister von 1929 bis 1933 war er maßgeblich beteiligt an den wichtigen Entscheidungen der Kommunalpolitik unserer Stadt, wobei sein engagiertes Eintreten für den Neubau eines Krankenhauses in Schwandorf beispielhaft erwähnt werden soll. Im Februar 1933 fand die letzte Generalversammlung des SPD-Ortsvereins Schwandorf vor dem Verbot der Partei statt, bei der Fritz Geisler als 1.Vorsitzender, Josef Geyer als Stellvertreter und Lorenz Sichler als Kassier gewählt wurden.