Die Geschichte der Schwandorfer SPD

Die Nazizeit

Nachdem die Sozialdemokraten in der Reichstagssitzung am 23.03.1933 als einzige Partei gegen das Ermächtigungsgesetz gestimmt hatten - und somit keine Mitschuld an der sich daraus ergebenden Entwicklung der deutschen Geschichte hatten - folgten weitere Racheakte der Nazis, so z.B. die Amtsenthebung des Genossen Fritz Geißler als 3.Bürgermeister. Als erster Sozialdemokrat in Schwandorf wurden Siegmund Bölian am 10.März 1933 in politische Schutzhaft genommen. es folgte dann die Verhaftung der Genossen Josef Stangl, Josef Weiß, Georg Herrmann, Lorenz Feller, Georg Dobler, Josef Geyer, Franz Bierl und Johann Süß. Nach dem Verbot der Partei im Juni 1933 wurden folgende Genossinnen und Genossen in Schutzhaft genommen: Hans Habermeier sen., Anton Schneider, Johann Grauvogel, Xaver Lummer, Johann Liebl, Peter Kuhn, Karl Kuhn, Siegmund Bölian, Fritz Kuhn, Maria Schindler-Sichler und Maria Schaumberger. Um die Genossinnen und die Genossen vor dem Schicksal Konzentrationslager zu schützen, sahen sich die Funktionäre gezwungen, wichtige Unterlagen zu vernichten oder zu verstecken. So gingen leider auch wichtige Quellmaterialien für die Geschichte der SPD in Schwandorf verloren. Da durch die Zerschlagung der Partei und die Verhaftung und Emigration führender Funktionäre die Organisation des Wiederstandes in Deutschland selbst nicht mehr möglich war, musste sie von außen her versucht werden. Der in Karlsbad erschienene "Neue Vorwärts" wurde bald in Tausenden von Exemplaren nach Deutschland geschmuggelt.

Otto Kuhn
Otto Kuhn

Vertrauensmann für die Verteilungsstelle Schwandorf war Otto Kuhn, der die Zeitungen aus der Tschechei geholt hat. Von Schwandorf aus wurden sie nach Weiden, Nürnberg und Regensburg weiter verteilt. Durch einen Zufall kam die Gestapo in Nürnberg im Mai 1934 dieser Aktion auf die Spur. Von der Schwandorfer Widerstandsgruppe wurden daraufhin Otto Kuhn, Johann Wenzl, Karl Zimmermann sen., Karl Zimmermann jun., Ludwig Zimmermann, Fritz Kuhn, Max Kuhn, Lorenz Sichler und Peter Kuhn verhaftet und in das Untersuchungsgefängnis Nürnberg überführt. Die Genossen Otto Kuhn, Johann Wenzl und Karl Zimmermann jun. wurden nach Ablauf der Strafdauer in das Konzentrationslager Dachau eingeliefert. Nach seiner anschließenden Einberufung zum Wehrdienst (Strafdivision 999) geriet er 1944 in englische Kriegsgefangenschaft.

Nach seiner Rückkehr nach Schwandorf war er bis zu seinem Tod 1983 aktiv in der SPD tätig. so war er von 1952-1962 zweiter Bürgermeister der Stadt, von 1953-1968 1.Ortsvorsitzender und danach auch Vorsitzender der Arbeiterwohlfahrt.

Otto Wels, Vorsitzender der SPD-Reichstagsfraktion (23. März 1933):
"Freiheit und Leben kann man uns nehmen, die Ehre nicht. Wir deutschen Sozialdemokraten bekennen uns in dieser geschichtlichen Stunde feierlich zu den Grundsätzen der Menschlichkeit und der Gerechtigkeit, der Freiheit und des Sozialismus."
"Ihr (Anmerkung: Der Genossen) Bekennermut, ihre ungebrochene Zuversicht verbürgen eine hellere Zukunft."