Wiedergründung der SPD in Schwandorf und Beitrag zum Wiederaufbau
Zur Organisation des Lebens in der durch den Bombenangriff am 17. April 1945 schwer zerstörten Stadt hat die amerikanische Militärkommandantur für Schwandorf auf Vorschlag des Genossen Franz Sichler am 14.7.1945 einen "kommissarischen Rat" berufen, dem die Sozialdemokraten Lorenz Feller, Hans Habermeier sen., Franz Sichler und Karl Zimmermann und nach der Umbesetzung im Oktober 1945 auch Hans Liebl und Lorenz Sichler angehörten. Franz Sichler, vom 5.10. bis 20.12.1945 kommissarischer 1.Bürgermeister, gelang es, für die notleidende Bevölkerung Nahrungsmittel, Schuhe, Heizmaterial und vor allem Baustoffe zur Errichtung von Behelfsheimen zu beschaffen. Zur Betreuung der damals zahlreichen Bedürftigen gründete er das "Schwandorfer Hilfswerk" im Oktober 1945. Die Wiedergründung der SPD und damit des Ortsvereins Schwandorf erfolgte schon vor der Bekanntmachung des Landratsamtes vom 18.10.1945 über die Wiederzulassung demokratischer Parteien auf Kreisebene. Lorenz Sichler hat bereits zwei Tage nach seiner Rückkehr aus amerikanischer Gefangenschaft die ersten 20 Mitglieder aufgenommen.
Mit ihrer überzeugenden Politik, nämlich den klaren Zielvorstellungen zum Wiederaufbau der Stadt, dem Eintreten für die Belange der sozial Schwachen und Kriegsopfer sowie mit ihren bürgernahen Kandidaten gelang es den Sozialdemokraten bei den ersten freien Wahlen nach dem Kriegsende in Schwandorf große Vertrauensbeweise zu erzielen. Wurden sie schon bei den Kommunalwahlen 1946 mit 8 Sitzen stärkste Stadtratsfraktion, konnten sie diese Position bei den späteren Wahlen auf 13 Sitze ausbauen, bis dann durch die Gebietsreform 1978 die Mehrheitsverhältnisse verändert wurden. Zum größten Erfolg wurde dann die nach der Wiedererlangung der Kreisunmittelbarkeit der Stadt Schwandorf die Wahl des neuen Stadtoberhaupts am 01.07.1948. Mit Lorenz Sichler als Oberbürgermeister leitete zum ersten Mal ein Sozialdemokrat die Geschicke der Stadt.
Einen weiteren großen Erfolg konnte der SPD-Ortsverein bei der Landtagswahl 1950 verbuchen. Mit 49,65% errang der Schwandorfer Sozialdemokrat Franz Sichler sen. das Direktmandat. Bis zu seinem freiwilligen Ausscheiden 1970 gehörte er dem Landtag an. Als Mitglied des Landesausschusses und des Parteirates hatte er Kontakte und Freundschaften geschlossen und konnte daher immer wieder führende Politiker der SPD als Referenten für Schwandorf gewinnen, so vor allem Dr. Kurt Schumacher.